30.07.2018

Das Zauberwort heisst Respekt!

Beat Dittli ist seit August 2012 Präsident der Schiedsrichterkommission des IFV. Er nimmt Stellung zur aktuellen Situation im Schiedsrichterwesen und zur Lage des Meisterschaftsbetriebs zum Abschluss der Vorrunde.

Beat Dittli, wie ist Ihre Bilanz der Vorrunde beim IFV aus Schiedsrichtersicht?
Dittli: «Aufgrund des doch sehr schwierigen Einstieg in das Amt des Schiedsrichter-Obmanns des Innerschweizerischen Fussballverbandes und der totalen Neuorganisation der gesamten Kommission bin ich mit den ersten drei Monaten sehr zufrieden. Das Hauptziel - wieder Ruhe und Ordnung in die Kommission zu bringen - wurde innert kürzester Zeit erreicht und die Zusammenarbeit mit anderen Kommissionen konnte gestärkt werden.»

Welches war ihr persönliches Highlight?
«Wie bereits erwähnt darf ich die zielorientierte Zusammenarbeit und die Harmonie in der Kommission als mein persönliches Highlight bezeichnen. Zudem war es nicht selbstverständlich, dass nach der Unsicherheit über die Kommissionszusammensetzung innert kürzester Zeit die Durchführung der Lehrabende problemlos klappte, zumal das Amt des Kurs-Chefs bis zu diesem Zeitpunkt noch vakant war.»

Der negative Höhepunkt?
«Die vier Spielabbrüche gaben mir zu denken. Erfreulicherweise kann gesagt werden, dass in allen Spielen kein Fehlverhalten des Schiedsrichters der Grund für die Spielabbrüche war. Besonders nachdenklich stimmt mich, dass gegen einen unserer Schiedsrichter ohne Grundlage der Vorwurf des Drogenkonsums erhoben und sogar über die grösste Tageszeitung der Schweiz breitgeschlagen wurde. Mittels Drogentest wurde übrigens dessen Unschuld bewiesen.»

Die Gewalt auf Fussballplätzen ist vermehrt ein Thema, wie gehen die Schiedsrichter damit um?
«Die Gewalt als Solches ist nicht nur ein Problem auf den Fussballplätzen sondern zeigt sich in vielen Bereichen unserer Gesellschaft. Den Schiedsrichtern bleibt einzig die disziplinarischen Massnahmen auf dem Feld auszusprechen. Gerade von jungen Schiedsrichtern erfordert dies eine grosse Portion Mut. Leider überlegen sich gerade deshalb die Schiedsrichter immer mehr, ob sie sich dies noch antun sollen. Jeder Schiedsrichter geht auf den Platz und versucht eine fehlerfreie Partie abzuliefern. Wie bei allen beteiligten Personen auf dem Platz unterlaufen auch dem Schiedsrichter immer wieder Fehler. Im Unterschied zu Spielern oder Trainern akzeptiert man Fehler des Schiedsrichters leider nur ungern und verbunden mit vielen Emotionen.»

Welche Massnahmen müssen aus Ihrer Sicht getroffen werden um diesem Trend Einhalt zu gebieten?
«Ob in der Gesellschaft allgemein oder auf dem Fussballplatz dürfte das Zauberwort «Respekt» heissen. Wer diesen nicht an den Tag legt, sollte mit deutlich härteren Strafen sanktioniert werden als dies bis dato erfolgt. Gerade bei Junioren-Trainern sollte man vermehrt darauf achten, ob diese die Vorbildfunktion wahrnehmen. Es wäre wünschenswert, wenn auch seitens der Vereinsführung ein Augenmerk auf diesen Bereich gelegt würde.»

Wie ist eigentlich der Trend, findet der IFV noch genügend Schiedsrichternachwuchs?
«Wir sind in der glücklichen Lage an jedem Wochenende für alle Spiele einen Schiedsrichter stellen zu können. Sicher hilft hier auch das SR-Reglement, worin festgehalten ist, dass jeder Verein für gemeldete Mannschaften eine gewisse Anzahl Schiedsrichter stellen muss. Die aktuelle Situation erlaubt uns auch Relegationen vorzunehmen, wenn ein Schiedsrichter unseren Anforderungen an eine gewisse Liga nicht mehr erfüllt.»

Was müsste da diesbezüglich geändert werden?
«Ich glaube im Moment haben wir in diesem Zusammenhang keinen Handlungsbedarf. Jeder Verein ist selber in der Pflicht Schiedsrichter zu stellen und muss diese entsprechend rekrutieren. Allenfalls wird eine Busse erhoben, welche von Jahr zu Jahr höher ausfällt und grösstenteils an diejenigen ausbezahlt wird, welche mehr Schiedsrichter stellen als eigentlich gefordert. Geändert werden müsste höchstens die Akzeptanz der Schiedsrichter auf den Fussballplätzen, damit mehr junge Leute Interesse an diesem Hobby zeigen. Nur liegt dies nicht in unseren Händen...»

Würden Sie persönlich eine neue Regel einführen? Wenn ja welche? Oder eine abschaffen?
«Fussball ist die beliebteste Sportart der Welt. Warum müssen wir an guten Sachen immer etwas ändern? Eine grosse Regeländerung steht uns allerdings bevor. Im Sommer wird das Regelwerk an die jenes der FIFA angepasst.»

Wie empfehlen Sie einem Jugendlichen, dass er Fussballschiedsrichter werden soll?
«Es ist eine grosse Herausforderung ein Spiel mit 22 verschiedenen Charakteren zu leiten. Jedes Spiel ist eine weitere Lektion Persönlichkeitsschulung. Zudem wird im normalen Alltag oft Zeit für Abklärungen genommen. Genau das ist auf dem Fussballplatz nicht möglich. Der Entscheid muss innerhalb von Sekundenbruchteilen gefällt und verkauft werden. Danach muss mit Reaktionen gerechnet und damit richtig umgegangen werden. Das sind Herausforderungen, an welcher ein Schiedsrichter wächst. Hinzu kommen aber auch ganz banale Argumente, wie eine finanzielle Entschädigung. Für einen jungen Schiedsrichter darf auch der Aspekt «Taschengeld» ins Feld geführt werden. Und schlussendlich gibt es immer die Karriere als Ziel; den Sprung über die Region hinaus zu schaffen, oder sogar in der höchsten Liga zu pfeifen soll als Motivation dienen.»

Welche Voraussetzungen braucht es um ein guter Schiedsrichter zu werden?
«Sehr gute Persönlichkeitswerte, Liebe zum Fussball, Fitness und Verfügbarkeit.


Für weitere Auskünfte:         

Urs Dickerhof, Präsident  IFV
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